von
XXX
Erstellt am
23.10.2009
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‚Das ist wie Flaschen leer’
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‚Das ist wie Flaschen leer’
Mit einem vollen Weinkeller ist der Hausherr König. Mit vielen leeren Flaschen dagegen sind Gastgeber oft nur Geldzähler – so in einem Sylter Restaurant, wo zwar viele leere Flaschen die Deko aufplustern, Gäste aber nur Erfüllungsgehilfen zu sein scheinen.
Nachdem dem spontan eintretenden Ehepaar mit zwei Kindern nach längerem angestrengtem Studieren der Reservierungs-Kladde doch ein Tisch angeboten wird, entpuppt sich dieser als auf dem Weg zur Toilette liegend. Die höfliche Anfrage nach dem neben vielen anderen freien Tischen ausgedeuteten Tisch am Fenster, wird nett aber doch bestimmt mit einem offensichtlich schon auswendig gelernten sehr bedauerlichen „Alles voll, alles ausgebucht“ zurückgewiesen. Erinnerte Erkenntnis: Doch lieber reservieren, selbst in kleinsten Restaurantführern wird man daran erinnert.
Es wurde gegessen, getrunken, sich nett unterhalten bis dann, nach bald einer Stunde, ein neuer Gast an unseren „Toilettengang“ kam: ein Ehepaar mit zwei Kindern. Ihnen wurde der Tisch noch näher an der Toiletten- und Garderobetür angeboten, und auch hier schon reflexartig die bescheidene Nachfrage nach diesem zweifelsohne doch attraktiveren und immer noch freien Tisch am Fenster gestellt. „Ja, ja, hier oder da“, „Setzen Sie sich hin wo sie wollen, es ist alles frei“, so die nette Bedienung.
Oops, einigermaßen überrascht äußerten wir uns höflich aber doch bestimmt gegenüber der Bedienung ob dieses schnellen Wechsel in der Buchungslage mit dem Ergebnis des Besuchs eines Herren, der in einer Art aufdringlicher Penetranz um unseren Tisch schlurfte und Satzfetzen wie „Mit solchen Leuten muss man sich rumschlagen“ etc regelrecht ausstoß. Nachdem er sich nach verdutzter Nachfrage als „Wirt“ und über uns sprechend erkennbar machte, ergab sich ein kurzer Wortwechsel, der seinerseits tatsächlich auch noch in einer Arm-Hand-Bewegung gipfelte, die unter manchen, anscheinend auch Herrschaften seines Schlages, anstelle eines verbalen „Fuck yourself“ verwendet wird.
Nachdem ich ihm versicherte, dass mir ein solches Auftreten eines Gastgebers absolut ungehörig erscheint und mir nur noch die Bezeichnung „Prolet“ für ihn einfiel, trennten sich unsere Wege – wir gingen. Freundlicherweise übernahm dieser Herr dann auch unsere Rechnung. Als Dank hierfür werde ich ihm bei Gelegenheit ein raffiniertes Rezept für sein Gericht Scholle Finkenwerder Art schicken. Nur Schinkenstückchen am Ende auf die gebratene Scholle klatschen, na, es gibt geschmackvollere Küchenvariationen der Finkenwerder Art!
Wir waren die Woche vom 12. bis 16. Oktober 2009 auf Sylt. Wunderbar. Das Wetter ein Traum, die Pension in Keitum sehr gastlich und die Gastroszene perfekt: Sturmhaube, Seepferdchen Samoa, Kupferkanne, Fisch Fiete, Sansibar, Morsum Kliff, Rauchfang, alles prima, alles bestens.
Außer eben diesem prollmäßigen Auftreten dieses Herrn Wirt der Vogelkoje am Abend des Mittwoch dem 14. Oktober 2009. Für uns ein einmaliges Erlebnis. Zum Glück auch für Sylt anscheinend einmalig.
Und bei diesem Herrn Wirt, der sein akustisch schwer verständliches Sprechen mit einem Sprachfehler erklärte, kann nur angenommen werden, dass er mehr als nur diesen einen Fehler zu haben scheint.
Anders kann man einen solches Auftreten realistischerweise nicht erklären.