Pommes frites sind überall auf der Welt wahnsinnig beliebt. Den frittierten Kartoffelprodukten wird aber immer noch nicht genug Anerkennung entgegengebracht. Jedenfalls finden das die Menschen in Belgien. Dort gelten Pommes übrigens als Nationalgericht. Außerdem werden sie gleich zweimal frittiert. So weit geht dort die Liebe zu den Stäbchen-Snacks.
Gelb und golden müssen sie sein: Und anstatt nur einem Nahrungsmittel auch ein Kulturgut? Das was türkischer Kaffee und französische Haute Cuisine schon geschafft haben, wollen findige Belgier nun auch für Pommes frites in die Wege leiten. Das kleine mitteleuropäische Land ist besonders bekannt für Bier, Schokolade – und Pommes frites. Die Belgier sind gerade zu verrückt nach Fritten. Bernard Lefèvre, Chef des belgischen Pommesherstellerverbands Navefri-Unafri, sagte gegenüber „Spiegel Online“: „96 Prozent der Belgier gehen laut einer Umfrage mindestens einmal im Jahr zur Frittenbude, 46 Prozent mindestens einmal pro Woche."
In der Tat lesen sich diese Zahlen als real gelebte Kartoffel-Liebhaberei. Dabei essen die Belgier Pommes gar nicht als Beilage, wie in vielen anderen Ländern üblich. Stattdessen werden sie als Hauptspeise aufgetischt. Einfach so, nur mit Soße. Schätzungen zufolge finden sich im Land mehr als 5000 Frittenbuden. Da kommen in Deutschland zahlenmäßig höchstens Dönerläden hinterher.
Der besondere Clou bei der belgischen Variante ist das zweifache Frittieren. Einmal, um dafür zu sorgen, dass sie innen weich werden. Der zweite Anlauf dient dazu, dass sie von außen kross werden. Dabei unterscheiden sich die Hitzegrade, wissen die Experten. Statt schnöde rot-weiß werden Pommes in traditionellen Buden wie im „Maison Antoine“ in Brüssel mit einer Auswahl von bis zu 29 Soßen aufgetischt. Besonderen Wert legen die Flamen und Wallonen darauf, dass es deren Erfindung war, und nicht etwa die der Franzosen.
Der Verbandschef der Pommesfreunde in Belgien träumt mittlerweile davon, dass die Speise als Weltkulturerbe bei der Unesco eingetragen wird. Mit diesem Titel darf sich bislang zum Beispiel auch die mediterrane Küche schmücken. Neben einem Qualitätsurteil hat die Auszeichnung sicherlich auch einen Marketingaspekt. „Wir sollten darauf stolz sein", so Verbandschef Lefèvre. Im vergangenen Januar erfolgte schon einmal ein erster Schritt. Der Kulturminister der Flamen schützte die belgische Frittenbudenkultur per Dekret.
Anstatt auf die Nationalität könne man doch auf Pommes stolz sein, so die Einschätzung zum traditionell uneinigen und gespaltenen Belgien. Wenn die Belgier gemeinsam Pommes futtern, spiele Politik erst mal keine Rolle mehr.