„Der Alles-Esser“ auf DMAX ist eine tolle Sendung. DMAX ist übrigens auch ein toller Sender. Nein, ich meine jetzt nicht einen abgefahrenen Yogi, der sich mit Stahlnägeln in Ekstase futtert und zum Nachtisch ein kleines Flugzeug verputzt. Ich rede von Andrew Zimmern, dem Alles-Esser aus dem Fernsehen. Dieser ist in seiner Sendung auf der Suche nach den exotischsten Speisen der Welt. Auch ganz sympathisch: eine gewisse Ähnlichkeit mit Homer Simpson ist nicht von der Hand zu weisen.
Gut: Wäre er Engländer könnte man böswillig folgern, dass seine Profession aus der Armut der nationalen Küche entwachsen ist. Also, wessen Magen Irish Stew, Lamm mit Minzsoße und frittierte Marsriegel aushält, der dürfte doch gewappnet sein für die kulinarischen Absurditäten dieser Welt. Genau darum geht es nämlich bei „Der Alles-Esser“. Alles wird probiert, egal wie seltsam, ungewöhnlich oder einfach auch nur abartig das Gericht erscheint, aussieht und/oder riecht. Ja, das Format zieht und zehrt viel vom Effekt des Fremd-Ekelns und des Staunens über das eben Zubereitete und Verspeiste.
„Waaas, das hat der jetzt nicht wirklich gegessen?“ Doch, hat er.
Criadillas (Stierhoden) in Barcelona. Maden am Spieß in Kamerun. Eingelegte Elchnasen (oder waren das Otternasen?) und Rentier-Pizza in Alaska. Haifisch-Sandwich auf Trinidad und Tobago. Frittierte Entenfüße in New Yorks Chinatown. Blutpudding am Stiel in Taiwan. Mhhhm, bon Appetit! Da bekommt auch der Spruch „Du bist, was du isst“ eine ganz neue Bedeutung. Dieser Mann braucht nicht nur Nerven wie Drahtseile, am besten auch Geschmacksnerven aus eben diesen.
Mr. Zimmern kommentiert den Genuss der landestypischen Spezialitäten zum Großteil entweder mit „Mhmmm, that\'s tasty...! oder „Es schmeckt viel besser, als es aussieht!“. Na, das ist doch beruhigend. Das Format ist meiner Meinung nach eine gelungene Mischung aus Kultur- und Länderreportage mit kulinarischem Schwerpunkt. Und irgendwie wird man mal wieder drauf gebracht, dass man trotz allem Globalisierungswahn manchmal einfach noch so gut wie gar nichts über andere Kulturen weiß. Und sei es nur, was da auf den Teller kommt.
Außerdem lernt man was dazu: es gibt anscheinend so viele Gerichte und Speisen, von denen man noch nie etwas gehört hat. Ich jedenfalls wusste vorher nicht, dass Eskimo-Eiscreme nach Fisch schmeckt.
Irgendwie bedient Zimmern in seiner Sendung eine seltsame Form des Voyeurismus. Hinzu kommt aber: es wird aufgezeigt, dass es eine riesige Anzahl verschiedener landestypischer Spezialitäten gibt – und dass es Wert ist, alles mal zu probieren.
Vielleicht sollte ich mich doch nochmal an Rosenkohl heranwagen.
Der Alles-Esser - So schmeckt die Welt / Krasse Küche mit Andrew Zimmern immer Donnerstags um 21.15 Uhr auf DMAX