Australien: Melbourne ist die Kaffeehauptstadt des Kontinents |
Frankfurt/Melbourne. In Melbourne ist die Kaffee-Vielfalt so groß wie in kaum einer anderen Stadt der Welt. Auch wenn der Gedanke an eine Kaffeekultur für Assoziationen wie süße Pariser Cafés, schnelle italienische Bistros oder orientalische türkische Kaffeehäuser sorgt verfügt Australiens zweitgrößte Stadt über eine ganz besondere Kaffee-Atmosphäre. Auch bei der gerösteten Bohne zeigt sich der Einfluss Melbournes als Trendmetropole.
Die Geschichte des australischen Kaffees begann, als nach dem Zweiten Weltkrieg sowohl italienische als auch griechische Einwanderinnen und Einwanderer den fünften Kontinent erreichten. Denn sie brachten nicht nur ihre europäischen Espressomaschinen, sondern auch die dazugehörigen Brüh-Stile mit nach Australien. Während der Rest der Welt langsam dem Trend des Espressos, dem damals revolutionären, unter hohem Druck stehende Brühsystem, folgte, gehörte Australien zu den ersten Nationen, die sich von Anfang an auf Espresso spezialisierten. In Melbourne entwickelte sich daraus ein ganz eigener Stil und das Kaffeetrinken wurde zu einer Lebensart. Nachdem in den 2000ern die Kaffeeindustrie erneut boomte, lebte auch der Kaffeetrend in Melbourne weiter auf. Er sorgte für einen rasanten Anstieg an Cafés sowie für die Entwicklung eines ganz eigenen Stils – fast schon wie eine eigene Lebensart.
Ob Schaufenster, Textilfabrik oder Lagerhaus – unterschiedlicher und dennoch passender könnten die Kaffeehäuser in Melbourne nicht sein. Gerade aufgrund dieser Vielfalt an verschiedenen Locations betten sich die Cafés ideal in die Straßen Melbournes ein und erzeugen damit einen authentischen „Neighbourhood Vibe“. Genau das ist es auch, was den besonderen Charme der hiesigen Kaffeekultur ausmacht.
Vielleicht gibt es nicht die eine Kaffeekultur Australiens, die weltweit so bekannt ist, wie die Italiens, Frankreichs oder der Türkei. Trotzdem aber existiert Melbourne mittlerweile in Cafés nahezu überall auf der Welt. Denn viele der speziellen Kaffee-Arten, die in Deutschland vorwiegend in hipperen Lokalen erhältlich sind, haben ihren Ursprung in Australien beziehungsweise Melbourne. Sei es der Flat White zu einem fancy Avocado-Bread oder der Filterkaffee, der nach Melbourner Brüh-Art eher heller ist – einige dieser neuen Trink- und Zubereitungsweisen des Kaffees kommen von Down Under. Neben typischen, weltweit beliebten Kaffeearten wie Latte oder Cortado verführt in Melbourne zum Beispiel der Flat White, bestehend aus gedämpfter Milch und Espresso, im Vergleich zum Latte aber mit weniger Schaum. Auch der Long Black, ein Espresso mit heißem Wasser, im Vergleich zum Americano aber mit einem stärkeren Geschmack und Aroma hat in der Metropole viele Fans. Nicht zuletzt etablierte sich der Long Macchiato, auch Long Mac genannt, eine australische Erfindung bestehend aus zwei Schuss Espresso, heißem Wasser und einer kleinen Menge texturierter Milch. Darüber hinaus genießen die Aussies noch einige weitere Variationen wie den Piccolo, den Magic oder den Bulletproof. Wie auch immer der Koffeinkick am besten schmeckt, Melbourne gilt in Australien als Mekka des Kaffees. Denn neben der Tatsache, dass ein „Cup of Joe“ aus dem Lieblings-Café mittlerweile für viele Melburnians zur Routine gehört, werden am Melbourner Hafen tagtäglich mehr als 30 Tonnen Bohnen verladen, was in etwa drei Millionen Tassen entspricht.
Als Getränk zubereitet oder doch lieber als ganze Bohne: Einige der Cafés und Röstereien laden in ein ganz besonderes Ambiente ein. Zum Beispiel überzeugen das St. Ali und das Industry Beans mit spitzen Kaffee im stylischen Lagerhaus-Einrichtungsstil oder das Seven Seeds sowie das Proud Mary in einer Textilfabrik-ähnlichen Umgebung aus rotem Backstein. In vielen Lokalen kann zudem der eigene wiederverwendbare Becher mitgebracht und als umweltfreundliche Alternative genutzt werden. Schlussendlich ist es egal, in welcher Gegend welches Café welchem Einrichtungsstil angepasst wurde – Melbourne ist die Kaffeehauptstadt Australiens und möglicherweise auch der Welt.