Dauerthema Fachkräftemangel in der Hotellerie – neue Maßnahmen sind gefordert |
Bad Reichenhall. Der Fachkräftemangel gilt unter Hoteliers als leidiges Dauerthema. In manchen Regionen der Republik nimmt der Mangel besorgniserregende Ausmaße an. Laut einer Umfrage des Statistik-Portals „statista“ sehen sich rund ein Viertel aller Gastgewerbler vom Fachkräftemangel stark betroffen. Sechs Prozent gaben an, „sehr stark“ unter der Problematik zu leiden.
Mit 33,8 Prozent sieht sich die Mehrheit der Hoteliers und Gastronomen jedoch nur gering betroffen. 16,7 Prozent gaben sogar an, dass das Thema für ihren gastronomischen Betrieb keine Rolle spiele. Für diejenigen, denen der Fachkräftemangel zusetzt, wird es dafür immer schwieriger, neues Personal zu akquirieren.
Eine Weg aus der Krise ist ein ausgeklügeltes Hotelmanagement. Häuser, die selber ausbilden, bereiten Arbeitskräfte direkt vor Ort auf die Aufgaben vor und lernen sie an. Zukünftige Profis werden in einer Hotelfachschule trainiert, um den hohen Ansprüchen der Branche zu genügen. Vertreter der Hotellerie greifen bisweilen zu ungewöhnliche Maßnahmen und veranstalten Karriere-Events, Speed-Datings mit Hoteldirektoren und spezielle Förderprogramme, um an geeignete Auszubildende zu gelangen. Die Steigenberger Akademie bietet zum Beispiel die Erlangung eines weiteren Abschlusses an, in Form einer Weiterbildung zum Betriebswirt.
Nach Angaben der Dehoga (Deutscher Hotel- und Gaststättenverband) Schleswig-Holstein fehlen im hohen Norden in der aktuellen Saison rund 1000 Arbeitskräfte. Zudem sei ein Drittel der rund 2500 Ausbildungsplätze vakant geblieben. Einer andere Problematik sehen sich Küchenmeister in ganz Deutschland ausgesetzt. Denn fast die Hälfte aller Kochazubis bricht die Ausbildung ab. Dies ist das Ergebnis des aktuellen Ausbildungsreports der DGB-Jugend im Deutschen Gewerkschaftsbund. Die Ausbildung zur Restaurantfachkraft erlangte zu Beginn des Ausbildungsjahres 2013 sogar den unrühmlichen Titel als „unbeliebtester Ausbildungsberuf Deutschlands“. Ist dem Fachkräftemangel also womöglich ein Imageproblem vorgelagert?
In Restaurants, Cafés, Bars, Clubs oder auch Hotels bestünden Vorurteile wie real erlebte Zustände aus Hektik, flexiblen Arbeitszeiten und nicht selten auch geringer Bezahlung und geringer Wertschätzung, hieß es im Blog des Kassensysteme-Anbieters „Orderbird“. Experten und Branchenkenner zeigten sich einsichtig. Sandra Warden, Geschäftsführerin des Dehoga Bundesverbandes sprach auf einer Podiumsdiskussion von „fehlenden Geldern für Imagekampagnen, wie sie zum Beispiel das Handwerk fährt“. Die Branche müsse daher auf eigene Stärken setzen und zeigen, was sie positiv von anderen unterscheidet.
Der Bundesverband ist alarmiert. Für die Sicherung des Fach- und Arbeitskräftebedarfs sei eine Gesamtstrategie von Politik und Wirtschaft erforderlich. Dabei hat man das inländische Potential im Auge, schaut aber auch über den Tellerrand hinaus. Der Bundesverband hält es längst für illusorisch, dass man über kurz oder lang ohne Einwanderung auskommt. Die deutsche Hotellerie könne es sich nicht erlauben, dieses Erwerbstätigenpotential brachliegen zu lassen.
In verschiedenen Regionen wird schon längst dem Fachkräftemangel entgegengesteuert, indem vermehrt ausländische Arbeitskräfte angeheuert werden. Ausländische Arbeitnehmer stellen eine realistische Chance für die Branche da – schon jetzt und in jedem Fall in der Zukunft.