FH Münster: Podcast thematisiert Labor-Fleisch |
Münster/Steinfurt. Wie kann der Hunger einer wachsenden Weltbevölkerung nachhaltig und umweltschonend gestillt werden? Dies ist eine der drängendsten Fragen unserer Zeit. Vor allem die Viehzucht steht in der Kritik, verschwenderisch mit natürlichen Ressourcen umzugehen und der Umwelt zu schaden. In den Regalen der Supermärkte finden sich bereits viele vegetarische und vegane Ersatzprodukte auf Pflanzenbasis, die den Proteinbedarf des Menschen decken sollen.
Seit mehreren Jahren wird jedoch auch daran geforscht, Fleisch ohne die Notwendigkeit der Massentierhaltung herzustellen und trotzdem in Masse anzubieten: künstlich erzeugtes Fleisch aus dem Labor, auch bezeichnet als In-Vitro-Fleisch oder kultiviertes Fleisch. Hierbei werden unter sterilen Bedingungen tierische Fett- und Muskelzellen in Reagenzgläsern gezüchtet und mit Nährlösung angereichert, sodass das Gewebe wächst und weiter kultiviert werden kann. Lena Baunach, Jan Graßhof, Maximilian Mickan und Alexander Preckel studieren Wirtschaftsingenieurwesen an der FH Münster. Im Seminar „Technik und Gesellschaft“ betrachteten die vier Masterstudierenden In-Vitro-Fleisch vor dem Hintergrund ethischer Aspekte.
„Ich ernähre mich bereits seit einiger Zeit überwiegend pflanzlich, vor allem aus Gründen des Klimaschutzes. Beim Brainstorming sind wir dann schnell auf das Thema künstliches Fleisch gekommen“, so Preckel. Zusammen mit seinen Kommiliton*innen befragte der 24-Jährige daraufhin mehrere Expert*innen zu diesem Thema, darunter Lehrende der FH Münster aus den Bereichen Innovationsmanagement, Ethik und Oecotrophologie sowie Start-ups aus der Food-Branche, die an der Forschung von In-Vitro-Fleisch arbeiten. Ihre Ergebnisse hielten die Studierenden in einem Podcast fest.
Die Herausforderung war, ein so komplexes und kontroverses Thema möglichst kompakt zu vermitteln: „Durch weniger konventionelle Massentierhaltung wäre sicherlich dem Tierwohl geholfen. Aber zum jetzigen Zeitpunkt ist noch nicht abzusehen, wie Fleisch aus dem Labor als Massenprodukt hergestellt und zu einem erschwinglichen Preis verkauft werden kann. Die Produktion würde zwar einen Rückgang der benötigten Ackerflächen bedeuten, aber auch hohe Ressourcen an Energie fordern. Denn das künstliche Gewebe wächst nur bei simulierter warmer Körpertemperatur“, gibt Graßhof zu bedenken. Ein klares Richtig oder Falsch gebe es bei diesem Thema also nicht, darin waren sich die Studierenden und die Befragten einig. So werten sie in In-Vitro-Fleisch als gute Ergänzung zur Ernährung, bezweifeln aber, dass es konventionelles Fleisch – zumindest in naher Zukunft – komplett ersetzen wird: „Es gibt zu viele Unwägbarkeiten, um hier zuverlässige Vorhersagen zu treffen. Der Weg liegt wohl irgendwo in der Mitte: insgesamt weniger Fleisch zu konsumieren und offen für proteinhaltige Alternativen zu sein“, erklärt Mickan.
Wie das Fleisch aus dem Labor zur Nachhaltigkeit und zum Umweltschutz beiträgt und wie weit die Forschung in der Entwicklung von In-Vitro-Fleisch bereits ist, erfahren Interessierte in dem Podcast, der auf den Seiten der FH Münster abrufbar ist.
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