FH Münster: Studierende und Schüler führen ernährungswissenschaftliche Versuche durch |
Münster. Ernährung und Chemie hängen unmittelbar miteinander zusammen. Warum das so ist, entdeckten Schülerinnen und Schüler des Anne-Frank-Berufskollegs zusammen mit Studierenden des Instituts für Berufliche Lehrerbildung (IBL) der FH Münster. Die Schüler absolvieren die zweijährige Berufsfachschule für Ernährung und Hauswirtschaft mit sportlicher Ausrichtung. „Ernährungswissenschaftliche Schulversuche“ heißt das Modul, geleitet wird es von Prof. Dr. Ursula Bordewick-Dell, Fachbereich Oecotrophologie – Facility Management, und Prof. Dr. Julia Kastrup, IBL des Münster Centrums für Interdisziplinarität (MCI). Lehrerin Petra Fuchs hat den Projekttag am Berufskolleg organisiert.
Die Studierenden legen den Fokus auf die drei Hauptnährstoffe Kohlenhydrate, Proteine und Fette sowie Zusatzstoffe, die in Verbraucherkreisen immer wieder kritisch diskutiert werden. „Wir haben in Gruppen jeweils eine dreiviertel Stunde Unterricht vorbereitet. Ziel war es, biochemische Versuche mit den Schülerinnen und Schülern durchzuführen“, erklärt Ria Niestädt. Sie studiert Lehramt an Berufskollegs mit den Fächern Englisch sowie Ernährungs- und Hauswirtschaftswissenschaft. „Bei uns ging es um die Verdauung der Kohlenhydrate, die bereits im Mund beginnt“, so Niestädt. Gemeinsam mit ihren Kommilitoninnen und Kommilitonen behandelte sie Toast mit einer Iod-Kalium-Iodid-Lösung, um damit Stärke nachzuweisen. Wird dann Speichel hinzugegeben, ändert sich die Farbe – damit ist klar, dass letzterer eine wichtige Rolle im Verdauungsprozess spielt.
In zwei weiteren Gruppen lernten die Schülerinnen und Schüler, wie sich Fette mit Hilfe von Emulgatoren in Lebensmitteln verstecken lassen und dass es bei der Eiweißversorgung auf die Auswahl der richtigen Lebensmittel ankommt. Die Gruppe „Zusatzstoffe“ filterte Cola über Aktivkohle und entfernte so die braune Farbe aus dem Getränk. Die entstandene klare Lösung erinnerte nicht mehr an das bekannte Erfrischungsgetränk. „Farbstoffe sind also häufig für die Identifizierung eines Lebensmittels wichtig“, erläutert Bordewick-Dell.
Vor einer Klasse zu stehen und mit Schülern zu interagieren, das war auch für Niestädt ein wichtiger Lerneffekt. „Dadurch habe ich viele Erfahrungen gesammelt, von denen ich im bald anstehenden Praxissemester profitiere.“ Ganz ähnlich ging es ihrer Kommilitonin Michaela Schumacher, die ebenfalls in der Gruppe „Kohlenhydrate“ mitgearbeitet hat. „Die Theorie kenne ich, aber in der Praxis zu unterrichten, das ist doch was ganz Anderes. Ich konnte mich selbst mal ausprobieren, das fand ich toll“, so Schumacher.
Wichtige Erkenntnisse sammelten auch Bordewick-Dell und Kastrup. „Wir bieten dieses Modul seit 2017 an und merken zunehmend, dass es bei den Studierenden hervorragend ankommt“, so Kastrup, Professorin für Fachdidaktik Ernährungs- und Hauswirtschaftswissenschaften. Das liege nicht nur am innovativen didaktischen Konzept, sondern auch an der Kooperation mit dem Anne-Frank-Berufskolleg. „Wir verbinden dadurch didaktische Theorie mit der didaktischen Praxis“, so die Hochschullehrerin.
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